Im Gebirge sind Abgasautos stets im Dreckmodus unterwegs

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Im Gebirge sind manipulierte Dieselautos stets im Dreckmodus unterwegs, selbst jetzt im Sommer. Eine zweite illegale Abschalteinrichtung sorgt dafür, dass ab 1.000 Meter Bergeshöhe die Abgasreinigung (AGR) das ganze Jahr über ausgeschaltet bleibt. Diese höhenabhängige Abschalteinrichtung ist ebenso illegal wie die sog. “Thermofenster”, urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH). Österreich, das Land der Berge mit 135 Orten oberhalb 1.000 Metern ist davon am stärksten betroffen, davon vor allem Tirol, wo 84 dieser Orte liegen.

Eigentlich sollten selbst die manipulierten Dieselautos bei aktuellen Temperaturen von über 15 Grad Celsius nicht zuviel Abgas ausstoßen, weil die Abgasreinigung bei Außentemperaturen von  15 bis 33 Grad („Thermofenster“) ja funktioniert. Praktisch ist dies in den Bergen und höher gelegenen Gegenden aber nicht der Fall. Denn diese Autos haben noch eine zweite illegale Abschalteinrichtung eingebaut, die von den Höhenmetern abhängig ist. Ab 1.000 Höhenmetern wird die Abgasreinigung abgeschaltet, selbst wenn es draußen warm ist.

In Österreich führt das dazu, dass in 135 Orten Dieselautos ständig im Dreckmodus unterwegs sind, ohne funktionierende Abgasreinigung, jahraus jahrein. Ausgerechnet in beliebten Feriengebieten, wo die Menschen jetzt beim Wandern, Radeln, Joggen und Schwimmen Erholung suchen, tragen Einheimische und Gäste mit ihren manipulierten Dieselautos zur Gefährdung der Gesundheit bei – unwissentlich!

Betroffen ist in Österreich hauptsächlich das Bundesland Tirol, wo 84 dieser 135 Orte liegen: zum Beispiel Galtür, Ischgl, Inner- und Außervillgraten, St. Anton. Auch beliebte Urlaubsziel wie Zürs, Lech und Kloesterle in Vorarlberg oder Bad Gastein und Krimml in Salzburg liegen über 1.000 Meter. Die Luft wird sowohl durch Dieselautos der Einheimischen als auch der Gäste verschmutzt.

https://www.deine-berge.de/POIs/Filter/Kategorie-7-Orte-Staedte+Staat-1-Oesterreich+Min_Hoehe-1000-m+Max_Hoehe-4000-m

Dass manipulierte Autos auch eine höhenabhängige Abschalteinrichtung haben, wurde einer breiteren Öffentlichkeit erst jetzt bekannt, durch das neueste Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Dieser hat in diesem wegweisenden Urteil nicht nur die sogenannten „Thermofenster“ verboten, sondern ausdrücklich auch diese höhenabhängige Abschalteinrichtungen. Experten wie Dr. Axel Friedrich, der mit Tausenden Messungen für die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ganz wesentlich zur Aufdeckung des Dieselskandals beigetragen hat, weiß darüber bestens Bescheid.

„Höhenabhängige Abschalteinrichtungen haben nicht nur VW Dieselfahrzeuge, sondern auch anderer Marken wie Fiat und Renault“ bekräftigt der Abgasexperte im Gespräch mit mir. Es handelt sich um Dieselautos, die technisch mit einem System der Abgasrückführung (AGR) ausgestattet sind und die zwischen 2009 und 2015 auf dem Markt gekommen sind, also zwischen 7 bis 13 Jahre alt sind.

Diese zweite illegale Abschalteinrichtung in Dieselautos könnte Dr. Friedrich jederzeit durch Straßenmessungen vor Ort dokumentieren. Die Politik ist mehr denn je gefordert, für Hardware-Nachrüstungen in diesen Autos zu sorgen, ähnlich wie dies in Deutschland in besonders belasteten Städten bereits passiert ist, wo solche Nachrüstungen gefördert werden.

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