Unglaublich, aber wahr. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) deckte unter Leitung von Dr. Axel Friedrich auf, dass noch immer Millionen von Autos aus dem VW Konzern, Mercedes und Fiat illegal hohe Abgaswerte aufweisen – bis zum 16-fachen des erlaubten Grenzwertes. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch kritisiert die Duldung dieser rechtswidrigen Stickoxid-Grenzwertüberschreitungen und bekräftigt die Forderung an die deutsche Regierung, diese Autos zurückzurufen und zu einer Hardware-Nachrüstung zu verpflichten. Die DUH kritisiert auch einen Plug-in-Hybrid von BMW, dessen realer CO2 Ausstoß um 536% über den offiziell genannten Wert liegt!
Mit fast 2.450 Einzelmessungen bei 200 Automodellen hat die DUH nicht nur massiv zur Aufdeckung des Abgasskandals beigetragen, sondern auch dafür gesorgt, dass dieser nicht in Vergessenheit geraten ist. Mit diesen neuesten Messungen gelingt Dr. Friedrich und seinem EKI-Team der Nachweis, dass sogar Autos, die vier Jahre nach Aufdeckung des Dieselskandals erstzugelassen wurden oder die bereits ein Software-Update bekommen haben, illegal hohe Stickoxidemissionen ausstoßen. Darunter gibt es auch Modelle, die trotz hoher Abgasemissionen bisher noch gar nicht zurückgerufen worden sind.
Selbst Fahrzeuge, die ein von der deutschen Zulassungsbehörde freigegebenes Software-Update erhalten haben, überschreiten laut den aktuellen DUH-Messungen den Grenzwert um das bis zu 5-fache, etwa der Mercedes Viano 2.2 CDI 4matic, der vor dem Software-Update 844 mg/km Stickoxid (NOX) ausstieß und nach dem Software-Update sogar 902 mg NOx/km. Gegen den Freigabebescheid des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für dieses Modell hat die DUH bereits rechtliche Schritte eingeleitet, ebenso wie für andere Automodelle.
Besonders erschreckend sind die Messergebnisse eines Euro-6-Wohnmobils auf Fiat Ducato Basis. Das im Juli 2019 zugelassene Wohnmobil – vier Jahre nach Aufdeckung des Dieselabgasskandals! – überschreitet den geltenden Stickoxid-Grenzwert um das 16-fache. Für den Carthago Chic E-Line I 64 XL QB (Fiat Ducato Chassis) gilt ein Grenzwert von 125 mg/km, real gemessen hat die DUH allerdings 1.996 mg NOx/km. Der Ducato ist ein beliebtes Basismodell für Wohnmobile, sowohl in Deutschland als auch in Österreich.
„Für mich ist es absolut unverständlich, wie solch ein Fahrzeug eine Zulassung erhalten kann. Selbst Diesel-Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 1, die vor 30 Jahren zugelassen wurden, durften nur die Hälfte der hier gemessenen Stickoxidemissionen emittieren“, schüttelt Axel Friedrich fassungslos den Kopf.
Die neuesten DUH-Mess-Ergebnisse im Einzelnen
Euro 5 Autos Diesel (Grenzwert für NOX=180 mg/km)
Audi A5 Sportback 3.0 TDI (EA 897), 2012, Abgas: 2.089 mg = 11,6 fache Überschreitung bei +7-15 Grad
Mercedes C 220 CDI (OM651), 2010, Abgas:483 mg=2,7 fache Überschreitung bei +4-6 Grad (nach Up:454)
Mercedes CLS 350 CDI (OM642) 3/2015, Abgas: 704 mg=3,9 fache Überschreitung bei +13 bis 18 Grad
Mercedes Viano 2.2 CDI 4matic (OM651) 2013, Abgas n. Up: 844 mg=4,7 fache Überschr bei +10/12 Grad
Mercedes Vito 113 CDI(OM 651)2012, Abgas: 1.350 mg=7,5 fache Überschreitung bei +9-14 Grad
Euro 6 Autos Diesel (Grenzwert für NOX 80 mg,)
Audi Q7 3.0 TDI (EA 897) 6/2015, Abgas: 94-674 mg= bis 8,4 fache Übersch, Sportmodus!,-2 bis +23 Grad
Mercedes C 200 d (OM 654), 1/2019; Abgas: 15 mg! Unterschreitung!! bei +11 bis +13 Grad
Opel Grandland X, 8/2021, Abgas 41mg! Unterschreitung bei 11 bis 13 Grad
Euro 6 für leichte Nutzfahrzeuge Diesel (Grenzwerte leichte 125 mg)
Fiat Ducato Basis Carthago chic E-Linie I 64 XL QB, 7/2019, Abgas:1.996 mg=16 fache bei +13 bis 15 Grad
Euro 6d für Benziner (Grenzwert 60 mg)
Audi A4 35 TFSI, 5/2021, Abgas: 12! Unterschreitung bei +4 bis + 7 Grad
BMW X1 xDrive25e PHEV, 4/2021, Abgas 12! Unterschreitung bei +24 bis 29 Grad, allerdings hier der offizielle CO2 Wert mit 267g um 536% überschritten bei diesem Plug in Hybriden
Durch ihre regelmäßigen Messungen auf der Straße will die DUH darauf
aufmerksam machen, dass die Behörden durch ihre jahrelange Weigerung, den
Ursachen für die längst bekannten Grenzwertüberschreitungen auf den Grund zu
gehen und diese zu unterbinden, mitverantwortlich sind für den breiten Betrug
der Automobilindustrie. Deren Diesel-Pkw halten häufig die Grenzwerte nur im
Prüfzyklus im Prüflabor zwischen 20 und 30 Grad Celsius ein, auf der Straße
überschreiten sie diese aber im Durchschnitt um den Faktor 7,1. Statt der erlaubten
180 mg stoßen Euro 5 Diesler 1260 mg aus, statt der erlaubten 80 mg stoßen Euro 6 Diesler 560
mg aus!
Solange die Behörden eine transparente Kontrolle verweigern, wird die Messungen im realen Fahrbetrieb durchführen, kündigt die DUH an. Aufgrund der andauernden Verletzung europäischen Rechts und weil die Bundesregierung keine wirksamen Maßnahmen umgesetzt setzte, um die Grenzwertüberschreitung so bald wie möglich zu beenden, hat die Europäische Kommission am 18.6.2015 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. Anfang Juni 2021 hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Deutschland über Jahre die Grenzwerte für NO2 „systematische und anhaltend“ überschritten und zugleich gegen die Verpflichtung verstoßen hat, rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Zeitraum der Überschreitung so kurz wie möglich zu halten.