Folge 7: Abgasskandal erfasst auch…

 Porsche, Mercedes, Opel, BMW, Fiat.. – sogar jüngere und ältere Autos

Nach jahrelangem Dementieren und Leugnen muss Audi im Juni 2017 auch für Europa zugeben, was in den USA schon seit November 2015 aufgeflogen war: auch die großen Oberklassefahrzeuge von Audi haben illegale Abschalteinrichtungen und müssen zum Software-Update in die Werkstätte zurückgerufen werden.

Knapp einen Monat davor, im Mai 2017, hatte es Audi-Chef Rupert Stadler geschafft, seinen Vertrag als Audi-Chef wieder um fünf Jahre zu verlängern, der bisher jedwede Manipulation für Europa strikt abgestritten hatte.

Im Juli 2017 musste ein ehemaliger Ex-Audi-Ingenieur in Untersuchungshaft, der später zum Kronzeugen wurde. Im selben Monat, im Juli 2017, fingen die EU-Kartellbehörden an, gegen Audi, VW, Mercedes und BMW zu ermitteln. Ihnen wurde vorgeworfen, sich bei der viel zu kleinen Dimension der Harnstoff-Tanks in illegaler Weise abgesprochen zu haben. 

Damit diese Technik funktionieren kann, muss ausreichend Harnstoff beigemischt werden: 5 % des Dieselverbrauchs. Das wären 4 Liter auf 1000 km bei einem Diesel mit 8 Liter Diesel pro 100 km. 

Dafür hätte man entweder größere Tanks für Harnstoff einbauen, oder kleinere Tanks öfters von Kunden nachfüllen lassen müssen. Ersteres wollte man nicht, weil der Kofferraum dann kleiner gewesen wäre und zweiteres lehnte man ab, weil man sonst den Kunden zumuten müsste, das klebrige Zeug händisch nachzufüllen.

Lösung: statt 5% beizumischen, drosselte man die Harnstoffdosis auf 1 % herab, sodass die kleinen Harnstofftanks bis zum nächsten Service ausreichten und sie in der Werkstatt nachgefüllt wurden, unbemerkt vom Kunden.

So verhinderte man, dass eine an und für sich saubere Technik gar nicht funktionieren konnte. Auch in solche Autos wurden Thermofenster eingebaut.

Für Audi kam es in der Folge noch dicker, aber auch Porsche und Mercedes gerieten nun voll in den Strudel des Abgasskandals.

 Im September 2017 wurde ein ehemaliger Porsche-Vorstand verhaftet, der erste Manager im Vorstandsrang! Ständig mussten Audi Modelle wegen illegaler Abschalteinrichtungen zurückgerufen werden.

Der Skandal im Skandal

Diese Luxuskarossen von Audi waren sogar noch bis November 2017 hinein produziert und bis 2018 verkauft worden. Also lange noch nach Platzen des VW Dieselskandals der ersten Stunde im September 2015!! 

Dann stellte sich heraus, dass Audi bereits seit dem Jahr 2004 abgasmanipulierte Autos verkauft hat: zwischen 2004 bis 2018 waren es 910.000 manipulierte Autos! Mit Fug und Recht kann Audi als „Keimzelle des Betrugs“ bezeichnet werden.

Bei Mercedes fing das Ganze erst ab Ende Mai 2018 an. In Summe mussten 2 Millionen Fahrzeuge wegen Abgasmanipulation zurückgerufen werden, davon 1,1 Millionen in Deutschland und 101.000 in Österreich.

Mercedes entwickelte dabei eine Doppelstrategie: man bestritt die Rückrufbescheide des KBA, führte die Rückrufe aber durch. In den USA zahlte Mercedes umgerechnet 1,9 Mrd. Euro für 250.000 Autos. Anders als VW passierte das ohne Schuldeingeständnis, ohne dortige Rückrufe und ohne Installieren eines Aufpassers.

2021 erzielte Mercedes einen Etappensieg beim deutschen Bundesgerichtshof (BGH): bei Mercedes seien die Thermofenster nicht „vorsätzlich“ eingebaut worden, also sind sie auch zulässig. In einem zweiten Urteil befand der BGH, dass den Klägern kein Schadenersatz zustünde, weil keine sittenwidrigen Handlungen gesetzt worden seien. Der EuGH sieht das aber völlig anders, dazu später.

Insgesamt haben 16 Autohersteller (Stand 2022) in Europa 13,8 Millionen Dieselfahrzeuge in Zusammenhang mit dem Abgasskandal zurückgerufen.

Davon 9 Millionen durch den VW/Audi-Konzern, 2 Millionen von Mercedes, Renault mit 1 Million, Fiat Chrysler mit 470.00, Peugeot und Dacia mit jeweils 300.000, Citroen mit 170.00, Opel mit 140.00, Mazda mit 110.000, BMW mit 75.000, Suzuki mit 70.000 und Honda mit 16.000. Weniger als 10.000 Rückrufe gab es bei Subaru, Nissan, Land Rover und Jaguar. 

Wetten, dass Sie nicht wissen, wieviel Dieselfahrzeuge in Österreich wegen zu hoher Abgaswerte verpflichtend oder freiwillig zurückgerufen wurden?

In Summe sind es 536.281 Dieselfahrzeuge, davon 428.270 von VW/Audi, 101.352 von Mercedes, 6.354 von Opel, 149 von Renault und 156 von BMW.

Rechnet man die 253.079 völlig intransparenten freiwilligen Serviceaktionen dazu, sind es stolze 789.360 Dieselfahrzeuge!

Warum wissen Sie das nicht? Nach dem spektakulären Platzen des VW Dieselskandals wurden alle anderen Rückrufe nicht mehr kommuniziert. 

Politik, Unternehmen, Verbraucherschützer: überall Schweigen im Walde! Nur ab und zu berichteten Medien darüber. Ich musste mich mühsam durch kompliziert aufgebaute Datenbanken wühlen und ständig im Ministerium nachfragen!