Ischgl 2020: Tirol ignoriert Kitzloch-Cluster

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Ignorieren und vertuschen, nach diesem Motto spielen sich die Ereignisse in Ischgl vor zwei Jahren ab, siehe “Ischgl-Das Tagebuch” (https://www.verbraucherschutzverein.eu/ischgl-tagebuch/) herausgegeben vom Verbraucherschutzverein (VSV)
Freitag 6. März 2020: Am Vormittag wissen die örtliche Gesundheitsbehörde (Bezirkshauptmannschaft Landeck) und die Tiroler Landesregierung, dass 10 von 14 infizierten Isländern als einzigen gemeinsamen Ort in der Après Ski Bar Kitzloch in Ischgl gewesen sind. Es passiert nichts, das Kitzloch sperrt wie immer um 15 Uhr auf.

(c) VSV

Zwei Stunden danach schickt der Betreiber einen Kellner nach Hause, der sich seit Tagen krank fühlt. Es ist jener Kellner, der am nächsten Tag fälschlicherweise als erster Covid-Fall in Ischgl bezeichnet werden wird. Erst kurz vor 18 Uhr erfährt die Polizei von Ischgl das, was Tourismusverband Ischgl, örtliche Gesundheitsbehörde und Tiroler Landesregierung schon seit gestern bzw. seit Vormittag wissen: dass 10 der 14 erkrankten Isländer als einzig gemeinsamen Ort im Kitzloch waren. Zwei Stunden später, gegen 20 Uhr, informiert die Polizei Ischgl den Tourismusverband und die örtliche Gesundheitsbehörde, dass es nach Rücksprache mit dem Betreiber (!!) heute nicht möglich sei, “geeignete Kontakterhebungen” im Kitzloch durchzuführen und dass man diese in Absprache mit dem Amtsarzt auf Samstag vormittag verschiebt.
Dass man trotz höchst ansteckendem Virus und Kitzloch-Cluster die Nachforschungen im Kitzloch hinausschiebt, noch dazu mit dem amtlichen “Segen” des Amtsarztes, ist nicht der einzige Skandal an diesem Tag.
Dass der Tourismusverband Ischgl allen Beherbergungsbetrieben einen Maulkorb verpasst und dass Druck auf Medien ausgeübt wird, sind weitere Skandal.
Kurz nach Mittag leistet sich der Tourismusverband ein besonderes starkes Stück. Obwohl man im Tourismusverband schon weiß, dass einige Isländer bereits in Ischgl Symptome hatten, schmettert man eine Reiseleiterin aus den Niederlanden in einer unglaublichen Art und Weise ab. Diese Reiseleiterin aus Holland hatte eine Reise nach Ischgl storniert und vorher gleich zweimal direkt bei den isländischen Behörden überprüft, dass es zu Ansteckungen in Ischgl gekommen war. Eindringlich warnt sie die Ischgler davor, sich auf Ansteckungen am Rückflug auszureden und schickt die Telefonnummer der isländischen Behörde, damit die Ischgler selber nachfragen könne. Das alles prallt beim TVB ab.
Knapp nach 18 Uhr werden drei weitere Covid-Erkrankungen offiziell bekannt. Diesmal sind es drei norwegische Erasmusstudenten aus Innsbruck bzw. Hall in Tirol. In der Presseaussendung wird die wesentliche Tatsache verschwiegen, dass alle drei in Ischgl und im Kitzloch gewesen sind. Es wird darauf hingewiesen, sie hätten sich bei anderen Norwegern angesteckt.

Fazit: Am diesen Freitag-Abend gibt es 18 offiziell bestätigte Covid-Fälle, die allesamt auf Ischgl zurückzuführen sind: die 14 abgereisten Isländer, der norwegische Student in Pettneu am Arlberg und die drei norwegischen Erasmusstudenten aus Innsbruck bzw. Hall. Bei so einer hohen Zahl an Covid-Kranken hätte man schleunigst dafür sorgen müssen, dass zum Urlauberschichtwechsel keine neuen Touristen mehr nach Ischgl anreisen. Statt wenigstens zu warnen, führte man die Öffentlichkeit mit falschen Presseaussendungen in die Irre. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.