Folge 10: Kaplovoi! NOX

Österreich zauberte gigantische Mehr-Emissionen durch Dieselmanipulation aus der Statistik   

Höchste Zeit, dass wir von dem Abgas sprechen, um das sich beim Dieselskandal alles dreht. Um Stickoxid, abgekürzt NOX. Es geht nicht um das Treibhausgas CO2, sondern um NOX! Stickoxid schädigt Menschen und Umwelt (Ozonbildung). Es greift die Atemwege der Menschen an, verschlimmert Asthma, Bronchitis und Allergien, vor allem bei Kindern. In Verbindung mit anderen Schadstoffen führt es zu Herz- Kreislauferkrankungen und zu vorzeitigen Todesfällen. Laut Europäischen Umweltbundesamt sind weltweit 38.000 vorzeitige Tote allein auf die Mehr-Emissionen durch den Dieselskandal zurückzuführen.

Bei Dieselautos entsteht dieses schädliche Abgas NOX unvermeidlich im Zylinder des Motors. Um zu verhindern, dass diese Abgase in die Luft gelangen, hat man sich weltweit auf Abgasnormen geeinigt, die einen genaue Obergrenze („Grenzwert“) für schädliche Abgase wie NOX festlegen und alle paar Jahre strenger werden. 

Diese gesetzliche Obergrenze fällt nicht vom Himmel, sondern wird stets gemeinsam mit der Autoindustrie in einem langwierigen Prozess ausverhandelt. Festgelegt werden die Abgasnormen Normen stets jahrelang vorher, bevor sie in Kraft treten, damit die Autoindustrie ausreichend Zeit hat, sich drauf einzustellen.

Im österreichischen Umweltministerium wusste man ganz genau – amtlich – darüber Bescheid, wieviel Mehr-NOX-Emissionen durch manipulierte Dieselfahrzeuge jährlich in Österreich in die Luft gejagt wurden, zuletzt auch die „grüne“ Umweltministerin Leonore Gewessler.

Diese Mehr-Emissionen durch manipulierte Dieselautos machten 440.000 Tonnen NOX in zehn Jahren (2011 bis inklusive 2019) aus.

Diese enorme Menge entstand dadurch, dass  die manipulierten Dieselautos nicht nur ein bisschen zu viel Stickoxid ausstoßen, sondern ein Vielfaches des gesetzlich Erlaubten: statt maximal 180 Milligramm pro Kilometer (Abgasnorm Euro 5) emittieren sie 960 Milligramm pro Kilometer im Schnitt, also gleich das 5-Fache des Erlaubten!

All diese Zahlen hat das Umweltbundesamt im Rahmen der amtlichen Emissionsinventur festgestellt und Jahr für Jahr – wie vorgeschrieben — an die Kommission in Brüssel gemeldet. Man wusste auch in dort Bescheid über diese enorme Dimension des Abgasskandals. 

Statt angesichts dieser enormen Mengen Alarm zu schlagen und effiziente Konsequenzen (wie eine echte Hardware-Nachrüstung) einzufordern, nutzte Österreich ein legales Schlupfloch und ließ diese Mehr-Emissionen aus der Statistik entfernen.

Nach dem Motto: wir als Österreicher können nichts dafür, wenn wir das vorgesehene Limit für -Emissionen für Stickoxid-Abgasemissionen nicht einhalten können, weil Dieselautos durch Manipulation viel zu viel davon ausstoßen!

Selbst die „grüne“ Umweltministerin setzte diese Tradition ihre „schwarzen“ Vorgänger fort. So gelang es Österreich, ein Vertragsverletzungsverfahren zu vermeiden. 

Kaplovoi! Weg aus der Statistik mit dem Dreck. 

Das Problem dabei: aus der echten Luft sind diese Mehr-Emissionen dadurch nicht verschwunden. Bis heute nicht.