Ischgl 2020: Falsche amtliche Infos für die Öffentlichkeit

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Vor genau zwei Jahren haben sich in Ischgl die Ereignisse geradezu über-stürzt (“Ischgl-DasTagebuch” https://www.verbraucherschutzverein.eu/ischgl-tagebuch/#FuenfterMaerz):
Donnerstag 5. März 2020: Alle zuständigen Stellen in Tirol wurden gleich
in der Früh vom Gesundheitsministerium offiziell über die acht Covid-kranken Isländer informiert, die in Ischgl Skifahren gewesen sind. Doch die Tiroler Landesregierung (genauer: Landeseinsatzleitung) zweifelt an den offiziellen Angaben der Isländischen Behörde und beschließt, die Öffentlichkeit nicht zu informieren, obwohl die Zahl der Erkrankten für die damaligen Begriffe sehr hoch ist.

(c) VSV

In Ischgl erfährt der Tourismusverband (TVB) am Vormittag von einer isländischen Online-Zeitung, von 8 Covid-kranken heimgereisten Isländernund sucht nach Hotels mit isländischen Gästen. Dabei stößt man auf die privaten Mails der isländischen Reiseleiterin an die zwei Ischgler-Hotels. Der darin enthaltene Hinweis auf einen infizierten Passagier auf dem Heimflug über München bringt den TVB-Geschäftsführer auf die Idee, wie man von Ischgl als Ansteckungsort ablenken kann. Er telefoniert mit der Landesregierung (Öffentlichkeitsarbeit) und schickt diese zwei Mails an die örtlichen Gesundheitsbehörde (=Bezirkshauptmannschaft Landeck). Deren Chef, der Bezirkshauptmann von Landeck, leitet diese Hotel-Mails an die Tiroler Landesregierung mit einem bemerkenswerten Mail weiter. ” Nach Rücksprache mit dem HLH (Abkürzung für Herrn Landeshauptmann, Anmerkung) hier die beiden Mails von infizierten Personen. Sie geben an im Flugzeug von München nach Island infiziert worden zu sein. Das wäre für eine allfällige Presseaussendung der Abt. Öff. Wichtig. Damit hätten wir Ischgl vorerst aus dem Schussfeld.”Ausgerechnet jener Beamte, der zum Schutz der Bevölkerung arbeiten sollte, setzt alles daran, Ischgl aus dem Schussfeld zu halten, in dem er diesen privaten Hinweis in die Gewissheit umdeutet, alle Isländer hätten sich am Heimflug angesteckt. Er beruft sich bei diesem Vorschlag sogar auf Rücksprache mit dem Landeshauptmann.Daraufhin ändert die Landesregierung (Öffentlichkeitsarbeit) tatsächlich den Text ihrer Presseaussendung, den sie wegen anfragender Medien inzwischen doch aussenden wollte. In dieser Presseaussendung wird noch betont, dass weitere Ansteckungen in Tirol wenig wahrscheinlich seien. Noch bevor diese Presseaussendung verschickt wird, erhalten alle zuständigen Stellen in Tirol und Landeck die amtliche Infos, dass die erkrankten Isländer in verschiedenen Gruppen und zu verschiedenen Zeitpunkten zurückgeflogen sind und dass zwei Erkrankte schon in Ischgl Symptome hatten. Die These, dass alle Isländer erst am Rückflug angesteckt worden seien und es keine Ansteckungen in Tirol gegeben hätte, war damit amtlich widerlegt. Trotzdem wurde diese falsche Presseaussendung an alle Medien als amtliche Information ausgeschickt.Bereits zu Mittag dieses Tages stand der erste, nicht abgereiste Covid-kranke Tourist im Bezirk Landeck offiziell fest: ein norwegischer Student, der mit drei anderen in einer Ferienwohnung in Pettneu a. Arlberg wohnte. Dieser Norweger war zwar aus Italien angereist, war aber Tage zuvor in Ischgl Ski gefahren und hatte dort das Kitzloch besucht. In der Presseaussendung wurde nur auf seine Anfahrt aus Italien hingewiesen, nicht aber auf seinen Besuch in Ischgl. Ob hier der Amtsarzt bei der Kontaktverfolgung (Contact-Tracing) versagt hatte oder ob der Besuch des Studenten in Ischgl bewußt verschwiegen wurde, ist offen und wäre zu prüfen.Selbst als das Büro des Landeshauptmannes am Abend davon informiert wurde, dass Island Ischgl als Hoch-Risiko-Gebiet eingestuft hatte, gab es keinerlei Informationen an die Öffentlichkeit.Der Tourismusverband Ischgl erhielt am Abend von der isländischen Reiseleiterin eine brisante Information: die erkrankten Isländer gehörten zu zwei getrennten Gruppen. Der einzige Ort, den sie in Ischgl gemeinsam besucht hatten, war das Kitzloch gewesen! Somit wusste der Tourismusverband Ischgl als erster schon am Donnerstag Abend vom Kitzloch als verdächtigen Ansteckungsort. Zwei Tage, bevor am Samstag der dortige Kellner auffliegen wird!Und so konnte sich das Virus in Ischgl ungestört verbreiten, während der Öffentlichkeit mit falschen Informationen eine falsche Sicherheit vorgespielt wurde. Für alle Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.