Mehr von “Marcel Alaba”

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Daran sollten wir denken, wenn jetzt die Flüchtlingswelle aus Syrien über Österreich schwappt. Mit der ersten Hilfe klappt es hervorragend. Das kann jeder sehen, der – wie ich – fast jeden Tag am Westbahnhof vorbeikommt, um zu bringen, was gerade gefragt ist.  Zu Recht kann sich Bundespräsident Heinz Fischer bei unseren Hilfsorganisationen wie Volkshilfe und Caritas bedanken, die Großartiges leisten. Ein Hoch den Social Media, mit denen die freiwilligen Helfer noch besser funktionieren!!

Wir Österreicher lassen unsere Herzen sprechen. Wir haben begriffen, dass hier Menschen in Not geraten sind. Menschen wie du und ich. Leute, die gestern noch ein relativ gutes Leben hatten, als Ärzte, Professoren, Rechtsanwälte oder IT-Experten. Das könnte uns ja selber passieren.

Bei allem berechtigten Stolz auf die starke Zivilgesellschaft, die das jämmerliche Versagen der Politik abfedert, gilt es in Zukunft viererlei zu bedenken.

Erstens: 160.000 Flüchtlinge sollen in den 28 Staaten der EU laut Juncker-Plan verteilt werden. Das sind 0,03 Prozent der gesamten Einwohner von knapp über 500 Millionen.  Dieser Zustrom ist locker zu verkraften. Vor allem junge Menschen mit guter Qualifikation kann das überalterte Europa sehr gut brauchen. Allerdings: Weitere Hunderttausende sind unterwegs oder drängen nach Europa. Dafür braucht es sowohl kurz- wie langfristige Lösungen.

Zweitens: Es ist im Prinzip völlig richtig, diesen Zustrom von Flüchtlingen auf einzelne Staaten aufzuteilen. Aus der Ostöffnung haben wir gelernt, dass es besser ist, nicht alle Fremden auf einen Fleck zu konzentrieren, sondern aufs ganze Land zu verteilen. Hier von  „ Planwirtschaft“ zu reden und sich davor zu fürchten ist lächerlich.  Wer die flüchtenden Menschen richtig darüber informiert, welche Chancen sie mit ihrem Berufsprofil in welchen EU-Land haben, wird erreichen, dass die Flüchtlinge nicht mehr alle nach Deutschland drängen. Wichtig sind hier geordnete und überschaubare Abläufe für ein Problem, das Europa auf Jahre beschäftigen wird und bei Nicht-Bewältigung in seinen Grundfesten erschüttern kann!

Drittens: Es gibt auch bei uns im Land viele Armutsgefährdete und Verlierer. Es ist menschlich verständlich, wenn ihnen die geleistete Hilfe an die Flüchtlinge sauer aufstößt. Die Zeitungen sind voll von Flüchtlingsgeschichten und es entsteht der Eindruck, dass niemand mehr an die Inländer denkt, die – völlig ohne Zutun der Flüchtlinge – zu kurz gekommen sind oder denen das  Leben nicht gut mitspielt. Nicht zu Unrecht hat Caritas-Chef Landau gerade in diesen Tagen an die heimischen Baustellen bei der Pflege hingewiesen und Verbesserungen verlangt.  Die Gefahr ist groß, dass sich Menschen im Inland vernachlässigt fühlen und leichte Opfer von politisch motivierten Hetz- und Hasskampagnen werden. Es ist wichtig, diesen Teil der Bevölkerung mit zu nehmen. Emotionen muss mit Argumenten, aber auch mit Taten begegnet werden  – der Versuch ist es jedenfalls Wert!

Viertens: Die Bemühungen, das Kriegsfolgen vor Ort rund um die Kriegsgebiete (wie Syrien) abzufedern bzw. Kriege zu befrieden, sind auf internationaler Ebene dringend voranzutreiben. Gerade in diesen Tagen bekommen wir in Österreich die Folgen des Krieges in Syrien zu spüren. Probleme, die so weit entfernt schienen, treffen uns jetzt hautnah, hier in Wien, Salzburg und Nickelsdorf. Das ist Globalisierung.