Mafia – auf den Hund gekommen?

  • Beitrags-Kategorie:Archiv / Reise
  • Lesedauer:3 min Lesezeit

 

Auf den Hund gekommen ist die Mafia deswegen leider (noch) nicht. Doch in ihrem Ursprungsland Sizilien regt  sich seit 1992 ein zunehmender Widerstand gegen diese allumfassende Krake, als die berühmten Anti-Mafiakämpfer und Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino mit ihren Leibwächtern brutal in die Luft gesprengt wurden. Dieses mörderische Attentat hat erste Risse in das eiserne Gesetz des Schweigens („omertà“) bewirkt.

2004 kam es zu einer bemerkenswerten Initiative von sieben Freunden, die in Palermo gemeinsam eine Bar gründeten und drauf gekommen sind, dass sie bei ihren Kosten auch noch den „Pizzo“, das Schutzgeld, einkalkulieren müssen. Das wollten die mutigen Jungunternehmer nicht akzeptieren und gründeten die Vereinigung „Addiopizzo“, übersetzt „Schutzgeld-Ade“

„Pizzo“ müssen Geschäfte, Hotels, Bars, Restaurants an die Mafia zahlen, damit ihnen nichts passiert. Die sizilianische Mafia soll auf diese Weise rund 7 Millionen Euro im Jahr einnehmen. Für den einzelnen Inhaber oder Inhaberin sind das Abgaben zwischen 500 und 5.000 Euro – jedes Vierteljahr!

„Addiopizzo“ fordert die betroffenen Betriebe auf, in Zukunft kein Schutzgeld mehr zu zahlen und listet die pizzofreien Betriebe auf einer eigenen Website auf. Motto: Ein Volk, das Schutzgeld zahlt, hat keine Würde. So haben Touristen die praktische Möglichkeit, diese deklariert mafiafreien Betriebe bevorzugt zu besuchen. Solche Listen gibt es für die Städte Palermo (www.addiopizzo.org) und Catania (www.addiopizzo.catania.org). In Palermo sind es schon mehrere Hundert, in Catania derzeit 125 Betriebe, die sich offen gegen die Mafia bekennen. Gegründet wurde auch ein eigenes Reisebüro (www.addiopizzotravel.it), das Rad- und Studienreisen durch Sizilien anbietet.

Touristen können den Kampf gegen die Mafia  auch damit unterstützten, dass sie – in ganz Italien – in den Läden von „libera terra“ landwirtschaftliche Produkte kaufen (www.liberaterra.it): Weißweine, Honigmelonen und Weizen. Produziert werden diese Güter von einer Kooperative von Arbeitslosen „Placido Rizzotto“ und zwar auf den Grundstücken einstiger Mafia-Bosse, z.B. des berühmt-berüchtigten Totò Riina. Engagierte Jugendliche mit Italienisch-kenntnissen sind im Sommer eingeladen, in der Landwirtschaft mit an zu packen.