VW-Betrug umfasst auch “neuere” Dieselautos

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“Was wir schon immer vermutet haben, dürfte nun beweissicher ans Licht kommen: VW hat offenbar auch beim Motor EA 288 Behörden und Kunden arglistig getäuscht und muss daher – so die Linie des Bundesgerichtshofes (BGH) – auch bei diesen Fahrzeugen Schadenersatz zahlen,” gibt sich VSV-Obmann Peter Kolba optimistisch.

Allein in Deutschland dürften 300.000 neuere Dieselautos davon betroffen sein, die bis Mitte 2016 produziert und Monate lang später verkauft wurden. Die 300.000 für Deutschland ergeben sich aus dem Bußgeldbescheid der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Der bezieht sich auf insgesamt 2,8 Millionen Fahrzeuge, bei denen VW mit der Zahlung des Strafgeldes zugegeben hat, die Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Zieht man davon die bereits bekannten 2,5 Millionen „alten“ Betrugsdiesel mit dem Motor EA 189 ab, bleiben 300.000 für die neueren Autos übrig..

Der Strafbescheid umfasst aber nicht nur die in Deutschland verkauften Dieselautos mit den Motoren EA 189 und EA 288, sondern auch Autos in verschiedenen europäischen Ländern, bei den jeweils zuständigen Behörden Typengenehmigungen beantragt und erwirkt wurden, ohne auf eine eingebaute Umschaltlogik zur Abgasreinigung hinzuweisen.

Auch Österreich, ein damals ausgesprochenes Dieselautoland mit dominierendem Marktanteil von VW, ist mit ziemlicher Sicherheit davon betroffen. Wieviel Polos, Golfs, Passats, Tiguans es genau sind, kann man derzeit nur schätzen. Der Verbraucherschutzverein geht von maximal 40.000 Autos aus.

VW beharrt nach wie vor darauf, dass es sich bei den beanstandeten EA 288 Modellen lediglich um Autos handle, die in den USA verkauft worden sind. VW bestreitet auch, dass EA 288 Modelle zurückgerufen worden seien. In der Tat wurden Bullis und VW Crafter mit diesem Motor auch schon in Deutschland zurückgerufen worden.

Wichtig ist es aus Kundensicht,  den Anhang zum Bußgeldbescheid zu veröffentlichen. Dort sollen alle betroffenen Modelle des EA 288 aufgelistet sein. Soviel ist nach bisherigen Informationen klar: nicht alle EA 288 Autos sind durchgängig mit der Betrugssoftware ausgestattet. Es gibt Hinweise dafür, dass solche Autos im Nachhinein freiwillig zurückgerufen wurden, um diese Software im Nachhinein zu deaktivieren. Fest steht, dass sich der Verbrauch des Zusatzmittels “AdBlue” in der Folge erhöht hat. Das wäre ein Hinweis darauf, dass vorher die entsprechende Dosierung viel zu wenig gewesen war, sodass die Reinigungswirkung sich nicht entfalten konnte.