VW Strafmilliarde nützt Käufern nix

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 Auf den ersten Blick ist  es ja erfreulich, dass  Deutschland VW zu einer Geldstrafe vergattert  – im dritten Jahr nach Platzen des Abgasskandals! Konkret wirft die Staatsanwaltschaft Braunschweig VW „Organisationsmängel“ und die „Verletzung von Aufsichtspflichten“ vor, sodass zwischen 2007 und 2015 weltweit 10,7 Millionen Diesel-Autos mit manipulierter Software und zu hohem Schadstoffausstoß entwickelt, gebaut und verkauft worden sind. Auf den zweiten Blick, drängen aber eingie Schattenseiten des Urteils ans Tageslicht. Erstens sehen die Käufer manipulierter Fahrzeuge davon keinen Cent, wie Peter Kolba betont. Sie werden nach wie vor mit einem zweifelhaften Update abgespeist. Die Milliarde geht an Niedersachsen, jenes Land, das ja 20 Prozent Anteile am VW-Konzern hält.  Anders als in den USA, wo fast die Hälfte der über 20 Mrd. Dollar Geldstrafen an die betrogenen Kunden von VW fließen, gehen die deutschen VW-Kunden leer aus. Zweitens ist einer Milliarde Euro nur ein Klacks für einen Konzern, der in einem einzigen Jahr fast 14 Milliarden Euro Gewinn gemacht hat. Zur Erinnerung: in den USA ging es um knapp eine halbe Million Autos, in Deutschland aber um das Fünffache – um 2,4 Millionen Autos. Drittens haben die Staatsanwälte – nach Informationen von VW – keineswegs die obersten Vorstände des Konzerns im Visier, sondern lediglich die Leitung der Entwicklungsabteilung. Dieses Urteil belastet Ex-Chef Winterkorn also in keiner Weise,  obwohl es mittlerweile viele Hinweise dafür gibt, dass die Abgasmanipulationen dem Ex-Vorstandschef sehr wohl bekannt gewesen sein müssen bzw. dass die „Keimzelle“ für die Abgasmanipulation bei Audi gewesen sein soll, als dort Winterkorn das Sagen hatte.(Es gilt die Unschuldsvermutung, die berühmte!) Viertens kann sich der VW Konzern in Verfahren anderer europäischer Staaten „freikaufen“, sobald er die in Deutschland verhängte Strafe gezahlt  hat. Denn für ein und dasselbe Delikt kann ein Konzern in Europa nur ein einziges Mal verurteilt werden. Sohin hat dieses deutsche  Urteil aus Sicht des Konzerns durchaus „positive Auswirkungen“ auf andere Verfahren in Europa, wie Kommentator Ott argumentiert. Kein Wunder, dass VW gegen dieses Urteil nicht beruft und in spätestens sechs Wochen die Milliarde auf das Konto von Niedersachsen überweisen wird.