VW Skandal: Klagen statt raunzen

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Ich klage aus Prinzip: Man muss sich wehren, wenn man eine Chance hat, es zu tun. Dass mit VKI und Cobin Claims gleich zwei Sammelklagen zur Auswahl stehen, ist  super, zumal  Cobin Claims auch für Unternehmer offensteht, während der VKI nur für Privatpersonen agieren kann.

Aus ganz pragmatischen Gründen klage ich über den VKI: ich habe ihm ja bereits 90 Euro überwiesen und gehöre zu den rund 5.000 Personen, die als Privatbeteiligte dem Strafverfahren gegen VW angehängt haben.  Daher muss ich für die jetzige Sammelklage nur mehr 50 Euro einzahlen statt 120 Euro.

Mit der sofortigen Anmeldung hat es zwar nicht geklappt. Der zugeschickte personalisierte Fragebogen ist in meinem Spam-Ordner gelandet und ließ sich von dort nicht mehr vollständig in meinen Mail-Eingang weiterleiten. Aber das ist nur eine Frage von Tagen.

Die Aktionszeit ist arschknapp. Umso wichtiger ist es, jetzt rasch zu handeln. Wir sind ja sehr viele!

Warum der VKI nicht schon Anfang 2016 auf Drängen von Peter Kolba – damals Chef der Rechtsabteilung des VKI, heute Nationalratsabgeordneter der Liste Pilz – diese Sammelklage auf die Reise schickte, ist wohl der Rücksicht des damaligen „roten“ Sozialministeriums und der Arbeiterkammer gegenüber dem mächtigen VW Konzern und seiner Arbeitsplätze geschuldet.

Dass die neue „blaue“ Sozialministerin das „Go“ dazu gab und ein Umdenken in der Arbeiterkammer stattgefunden hat, ist voll und ganz zu begrüßen. Der Einsatz der neuen Regenten für die VW-Betroffenen ist leider nur halbherzig. Denn die „blau-türkise“ Regierung hat kürzlich im Justizausschuss alle Reformvorschläge der Liste Pilz und der SPÖ abgeschmettert, die Sammelklage auf rechtlich effizientere Beine zu stellen. Und nicht nur uns VW-Opfern, sondern allen Betroffenen künftiger Massenschäden – eine schallende Ohrfeige versetzt.

So müssen alle Sammelklagen jetzt sehr umständlich abgewickelt werden. Es werden Jahre vergehen, bis es zu einem Vergleich kommt. Da mache ich mir keine Illusionen.

Dass es zu einem Vergleich kommen wird und VW-Geld an VW Opfer fließen, wird jeden Tag wahrscheinlicher. Schließlich tauchen immer mehr Belege dafür auf, dass der VW Konzern bei den Abgasen absichtlich und systematisch betrogen hat – jahrzehntelang und mit Wissen der obersten Führungsetage. (Dass Matthias Müller nach drei Jahren an der VW-Konzernspitze jetzt gegen Herbert Diess eingetauscht wurde, der erst 2005 zu VW kam, ist ein jedenfalls starkes Zeichen). Die Beweise sind erdrückend, wie die Prozesse in den USA, die Razzien in Europa und die Aussagen beschuldigter Manager vor deutschen Gerichten zeigen. So haben Strafverfahren gegen VW durchaus die Chance auf Verurteilungen und die betrogenen Konsumenten Hoffnungen auf Schadenersatz.

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