VW: Hardware-Nachrüstung für VW leistbar

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Warum soll sich VW ein Hardware-Upgrade leisten können? Wenn es nur dort eingesetzt wird, wo es technisch sinnvoll ist, müssten nicht alle 8,5 Millionen Fahrzeuge in Europa nachgerüstet werden sondern schätzungsweise 5 Millionen Stück. Da VW die Hardware-Nachrüstung selbst produziert, fallen nur die Selbstkosten an. Dann kostet die Nachrüstung nicht 1.500 Euro, sondern vielleicht nur mehr 1.000 Euro. Und 5 Milliarden Euro in die Wieder-Gutmachung der eigenen Fehler und in die Kundenbeziehung zu buttern, kann sich der Konzern leisten, zumal die (inzwischen abgewählten) Regierungen in Deutschland und Österreich ihm geholfen haben, das Neuwagengeschäft kräftig anzukurbeln!

Während sich in Deutschland die Jamaika-Koalition abzeichnet, muss in Österreich die Regierungsbildung noch abgewartet werden. Da der ins Türkise abgedriftete Wahlsieger ÖVP und die rot gebliebene SPÖ bisher ihre schützenden Hände über diesen gewinnträchtigen Konzern gehalten haben, ist aus Sicht des Verbraucherschutzes von diesen zwei Parteien auch künftig  wenig zu erwarten. Leider. Und so ruhen die Hoffnungen der getäuschten VW Kunden nun zwangsläufig auf der blauen FPÖ, die im Bierzelt und am Stammtisch stets als Autofahrerpartei aufgetreten ist und jetzt vor dem Sprung in die Regierung zu stehen scheint.

Mit dem Einzug der Liste Pilz in den Nationalrat –  mit dem couragierten Konsumentenschützer Peter Kolba und dem versierten Justizexperten Alfred Noll – wird von der Oppositionsbank jedenfalls eine starke Kraft pro Verbraucherschutz zu hören und wohl auch zu spüren sein. Erfreulich ist die Ankündigung der Liste Pilz, sich als Plattform für Themen anzubieten, die Bürgerinnen und Bürger interessieren.

Offene Fragen sind in Österreich aber dringend zu klären. Nicht nur die Hardware-Nachrüstung auf Kosten des Herstellers für manipulierte Autos der Abgasklasse Euro 5. Sondern auch: Gibt es eine Unterbrechung der Verjährungsfrist? Was passiert mit dem Entwurf für eine echte Sammelklage? Wann kommen endlich die längst angekündigten Abgas- Kontrollen auf unseren Straßen?

Und: Was passiert mit den Autos, die bisher nicht zum Software-Update gefahren sind? Immerhin sind – zwei Jahre nach dem Start der Rückrufaktion – in Österreich nur 78,5 Prozent der freigegebenen Autos dem Rückruf gefolgt,  310.544 von 394.000 Fahrzeugen. (Stand 9. Oktober 2017 laut BMVIT). Das ist unter der 80 % Quote, die der damalige Verkehrsminister Alois Stöger vorgegeben hatte. Müssen die Fahrzeughalter jetzt mit dem Entzug der Zulassung rechnen?