Noch vor dem Papst in Massada

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Knapp tausend  jüdische Rebellen – genannt Zeloten – haben in dieser Bergfestung den Römern getrotzt. Nach acht Monaten Belagerung mussten sie aufgeben. Die Römer hatten als Zugang eine Rampe gebaut, über die sie Massada zu stürmen drohten. In der auswegslosen Lage beschloss die Bevölkerung, lieber gemeinsam zu sterben als den Feinden in die Hände zu fallen. Per Los bestimmten sie einige Männer, die Gruppe und anschließend sich selbst zu töten. Es überlebten nur zwei Frauen und fünf Kinder, die sich in einem Wasserrohr versteckt hatten. Seither ist die Festung ein wichtiger Erinnerungsort für Juden, mit klaren Botschaften für die Zukunft: „Sie werden uns niemals lebend bekommen“ und  „Massada darf nie wieder fallen“.

Jedes jüdisches Schulkind kommt mindestens einmal im Leben hierher, identifiziert sich mit der Kraft des Widerstandes. Daher auch die Gesänge und Fahnen. Zusammen mit Touristen aus aller Welt beleben sie die ehemalige Trotzburg. Herodes hat sie seinerzeit gebaut, der römische Statthalter in Judäa: Als Zufluchtsort vor seinen Feinden. Unglaublich, welchem Luxus dieser Herrscher frönte:  Schwimmbäder, Thermen und Saunen – mitten in der Wüste. Großzügige Paläste. Ein eigenes Gästehaus. Keller mit den damals erlesensten Weinen aus aller Welt. Die Vorsorge war dann doch nicht nötig. Herodes soll nur ein einziges Mal in Massada gewesen sein.

Nach ihrem Fall blieb die Festung Massada verlassen. Im 5. und 6. Jahrhundert siedelten sich christliche Mönche auf dem Berg an und bauten eine Kirche. Wird vielleicht auch den Papst interessieren: Sie gehörte zu den frühesten Kirchen im südlichen Judäa,  Reste sind bis heute erhalten.

Wir klettern den Schlangenpfad nach oben. 400 Höhenmeter sind zu überwinden, bevor sich vom Plateau aus spektakuläre Ausblicke auftun. Das Tote Meer kommt ins Blickfeld, deutlich zu sehen auch die Hinterlassenschaften der Römer, Militärlager, das Hauptkastell  und die berühmt-berüchtige Belagerungsrampe.

Schreibt man Massada mit zwei „s“ oder nur mit einem? Wie oft bei Ortsnamen in Israel stiften  verschiedene Schreibweisen Verwirrung. Doch beides ist richtig. Manche Fremdenführer verwenden beide s und setzen eines davon in Klammer –  eine  salomonische Lösung.

Ein paar Stunden verweilen wir an diesem historischen Erinnerungsort. Bergab geht es bequem mit der Seilbahn, einem waschechten Doppelmaier Lift, made in Austria.

Praktische Tipps:

Sehr früh starten, um den Sonnenaufgang zu erleben.

Den Schlangenweg, wenn möglich, zu Fuß gehen.

Zu den Fotos von Massada von Helmut Kasper