VW-Skandal: Amtliche Korrektur

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Doch der Reihe nach. Bereits Ende April 2017 hat das deutsche Umweltbundesamt das Abgasverhalten von 25 Diesel-PKW der modernsten Euro-Klasse-6 geprüft, nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei tieferen Temperaturen. Das Ergebnis war erschütternd: im Schnitt stoßen selbst diese neuesten Fahrzeuge im Schnitt 507 Milligramm Stickoxid pro Kilometer aus und überschreiten den gesetzlichen Grenzwert von 80 Milligramm pro Kilometer gleich um das Sechsfache! Bei den 27 getesteten Diesel-Fahrzeugen der Euro-Klasse-5 stellten die deutschen Prüfer im Schnitt 900 Milligramm Stickoxid pro Kilometer fest. Weil der Grenzwert für Euro-5-Autos aber höher ist (180 mg pro km), ist die relative Überschreitung „nur“ fünf Mal so hoch.  In der Folge wurden in Deutschland auch die „amtlichen“  Umrechnungsfaktoren (Emissionsfaktoren) nach oben korrigiert.  Mit Hilfe von Emissionsfaktoren wird in jedem Land berechnet, wieviel Stickoxid-Emissionen im Straßenverkehr ausgestoßen werden.

 

Fast einen Monat hat es gedauert, um herauszufinden, wie das notorische „Dieselland“ Österreich auf die niederschmetternden Fakten aus Deutschland reagiert. Soeben bestätigte mir das österreichische Umweltbundesamt, dass auch Österreich eine „amtliche“ Korrektur vornimmt. Konkret wurden die Emissionsfaktoren (basierend auf HBEFA 3.3.) für Autos der Euro-Klasse-6 „a“ und „b“ um 34% erhöht, wenn die Temperatur (der Umgebung) nicht berücksichtigt wird. Mit  Berücksichtigung des Temperatureinflusses steigen die Emissionsfaktoren dieser Autos sogar um 78%! Bei den Autos der Euro-Klasse-6 „d“ sei der Anstieg 12%, heißt es im Mail des Umweltbundesamtes an mich.

 

Im Klartext heißt das: selbst die modernsten Diesel-Autos der Euroklasse 6 stoßen um gut ein Drittel mehr NOX-Emissionen aus als bisher angenommen. Berücksichtigt man den skandalträchtigen Umstand, dass bei manchen Autos die Abgasrückführung nur bei bestimmten Umgebungstemperaturen (z.B. zwischen 20 und 30 Grad) funktioniert und bei allen anderen Temperaturen nicht aktiv wird, müssen die Emissionsfaktoren sogar um gut Drei-Viertel hinaufgeschnalzt werden. Das betrifft nur jene Autos der Euro-Klasse 6, die noch mit Hilfe der alten Testmethode (NEDC oder NEFZ)) typisiert wurden.

 

Alle Autos der Euro-Klasse 6, die ab kommenden September typisiert werden, fasst man unter der neuen Klasse „d“ zusammen. Sie werden mit der neuen, strengeren Testmethode (WLTC) gemessen. Selbst bei diesen modernsten Autos muss der amtliche Umrechnungsfaktor erhöht werden, um immerhin 12%. Ganz sicher ist sich das Umweltbundesamt aber nicht. „Das muss sich allerdings dann erst in der Realität bewahrheiten“, heißt es im Mail des Umweltbundeamtes an mich wörtlich.

 

In Deutschland hat das Umweltministerium eine sofortige Nachrüstung von Diesel-Fahrzeugen vorgeschlagen, ohne sich festzulegen, wer das zahlen soll.

 

Und in Österreich? Bisher Schweigen im Walde. Obwohl uns die EU schon längst mit einem Vertragsverletzungsverfahren wegen zu hoher NOX-Emissionen droht..