VW Skandal: Österreich zuletzt?

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Der freiwillige Rückruf von Autos mit „Thermofenstern“ hängt indirekt mit dem VW Skandal zusammen, bei dem bekanntlich weltweit 11 Mio Fahrzeuge mit einer illegalen Software manipuliert wurden, um die Abgaswerte (NOX=Stickoxid) zu schönen.

Denn der deutsche Verkehrsminister hat nach Auffliegen des VW Skandals sofort auch die Autos anderer Hersteller auf illegale Abschalteinrichtunge überprüfen lassen und am 22. April 2016 den Untersuchungsbericht präsentiert (siehe mein Blog Liste des Grauens). Dabei zeigte sich: 22 Autos arbeiteten mit „Thermofenstern“, d.h. die Abgasrückführung (AGR) der Autos wurde auf der Straße öfters automatisch einfach ausgeschaltet, sodass die Fahrzeuge ungefiltert NOX in die Luft jagten, sofern es sich im Motor gebildet hat. Ab einer gewissen Außentemperatur (z.B. 17 Grad) wurde die AGR entweder schrittweise oder ganz abgeschaltet. Oder ab einer gewissen Meereshöhe. Bei einem Fiat Modell wurde die AGR nach 22 Minuten Fahrzeit gänzlich abgewürgt.

Die deutsche Verkehrsbehörde, das „Kraftfahrt-Bundesamt“ (KBA), beanstandete europaweit 630.000 Autos. Die Autobauer argumentierten, dass die AGR zum Schutz des Motors (Bauteile) abgeschaltet werde und beriefen sich auf eine Ausnahme-Regelung. Anders als bei VW, das eindeutig eine illegale Software installiert hat, verstießen  die  “Thermo-fenster”  nicht glasklar gegen EU-Recht. Hier wurden – offensichtlich über Gebühr – Schlupflöcher genutzt, die durch schwammige Vorschriften möglich waren. (Inzwischen wurden diese Löcher vom Europäischen Parlament gestopft)

Der deutsche Verkehrsminister hatte bereits im April 2016 angekündigt, die betroffenen deutschen Hersteller zu freiwilligen Rückrufen zu bewegen und bei den ausländischen Herstellern (wie Fiat) die jeweilige Heimaltbehörde einzuschalten. Am 16. Februar 2017 hat Dobrindt nun europaweit Rückrufe von 500.000 Fahrzeugen deutscher Hersteller angekündigt – absolut freiwillige Rückrufe, wie er betonte. Im Zuge solcher „Serviceaktion“ sollten die Thermofenster ausgeschaltet und die Abgasrückführung der Autos wieder mehr eingeschaltet werden. Die Software, die es dafür braucht, wurde vom KBA soeben freigegeben.

150.000 der 500.000 Autos sind in Deutschland unterwegs. Betroffen sind bei Daimler/Mercedes lauter Euro 6 Fahrzeuge mit 1,5 Liter Motoren: A-Klasse, BK-Klasse, CLA-Klasse, GLA-Klasse und der V Klasse. Bei Opel ist es der Insigna mit 2 Liter Motor, ebenfalls Euro 6. Bei VW werden die Nutzfahrzeuge Amarok (5 Liter) der Euroklasse 5 und der VW Crafter der Euroklasse 5 aus diesem Grund zurückgerufen, nachdem der Porsche Macan bereits seit Sommer zurückgerufen worden ist (34.000 europaweit).

In Österreich hat es bis heute niemand der Mühe wert gefunden, die Konsumenten über diesen freiwilligen Rückruf auch nur zu informieren. Schweigen im Walde.  Wann beginnen diese “Serviceaktionen” bei uns? Wieviel Fahrzeuge sind betroffen? Was passiert bei diesem Rückruf in der Werkstätte genau? Was verbessert sich? Was verschlechtert sich längerfristig, wenn die AGR-Einschaltquote steigt? Verstopfen sich dann früher die teuren Ventile? Geht der Partikelfilter früher ein?  Was passiert, wenn man nicht hinfährt?

Fragen über Fragen. Die ich an den heimischen Verkehrsminister gestellt habe.