VW: Die Holland-Stichting lebt

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Zur Erinnerung: die VW Car Stichting wurde ins Leben gerufen, um einen außergerichtlichen Vergleich für alle VW-Opfer in Europa zu erreichen. Über den VKI können sich Betroffene dieser Initiative weiterhin anschließen – ohne zusätzliche Kosten oder Risiken. Wem das erzielte Ergebnis nicht passt, kann danach immer noch rechtzeitig aussteigen.

Seit ihrer Gründung vor über einem Jahr hat VW aber auf die Stichting agiert, sodass keine konkreten Vergleichsverhandlungen möglich waren. Daher sieht sich Breiteneder gezwungen, nun neue, härtere Seiten aufzuziehen. Was genau geplant ist, verrät er aus taktischen Gründen noch nicht. Nur so viel: „Wir ändern unsere Argumentation“.

Bisher hatte die Stichting stets Schadenersatzansprüche ins Treffen gegen VW geführt. „Der Nachweis eines etwaigen Schadens ist jedoch schwierig. Wie will man  beim Weiterverkauf eines Fahrzeugs konkret beweisen, dass der Verkaufserlös wegen der Manipulation niedriger ausfällt?“

Die Stichting nimmt VW nun beim eigenen Wort, so Breiteneder. Der Konzern habe die Manipulationen der Fahrzeuge zwar zugegeben, argumentiere gegenüber seinen europäischen Kunden, aber wie folgt: Wir holen die manipulierten Fahrzeuge wieder zurück, machen durch die Updates alles wieder gut und daher gebe es keinen Grund für Schadenersatz.

„Wie kommen die VW-Opfer dazu, ihre Fahrzeuge in die Werkstätte zurückzubringen, damit VW die Manipulationssoftware entfernen kann? Wie kommt man als Kunde dazu, sich diese Umstände anzutun? Allein dafür, dass man zum Update in die Werkstätte fährt, steht VW-Kunden eine Kompensation zu“, schlussfolgert Breiteneder. Mindestens ein Tausender müsste  es sein.

Der rechtliche Gegenwind für VW wird auch sonst noch rauer. Nicht nur in den USA, wo der Konzern für VW-, Porsche- und Audi-Fahrzeughalter voraussichtlich über 17 Milliarden Euro hinblättern muss. So hat „MyRight“, der europäische Ableger des berühmt-berüchtigten US-Anwalts Hausfeld schon für den 3. Jänner 2017 eine Klage gegen VW in Deutschland angekündigt. Und nach Berichten der Süddeutschen Zeitung gelingt es VW-Kunden im Nachbarland zunehmend, ihre Ansprüche gegen VW über die Gerichte durchzusetzen, sodass der Konzern den erfolgreichen Klägern gute Angebote macht und damit eine Klärung durch die Höchstgerichte hinauszögert.

Im Aufwind ist auch VW selbst: Ersten Schätzungen zufolge dürfte es dem krisengeschütteltem Konzern 2016 gelungen sein, die „pole position“ beim mengenmäßgigen Verkauf von Fahrzeugen zu erreichen und Hauptkonkurrenten Toyota auf Platz zwei zu verweisen. Massiv mitgeholfen haben dabei wohl auch die großflächigen Preisnachlässe, mit denen die Wolfsburger um Marktanteile kämpfen.