VW Skandal: Rückruf floppt

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Abgesehen davon, dass VW dem eigenen Terminplan heillos hinterherhinkt, gibt es eine weitere Verzögerung: Nur die Hälfte der Fahrzeug-Halter in Österreich folgte dem Ruf und brachte das Fahrzeug zur Umrüstung/Update in die VW-Werkstätten, also nur 44.254 von 88.063 (Quelle: BMVIT).

Damit ist Mitte Oktober nur jedes zehnte Manipulationsauto (11%) in Österreich umgerüstet. Damit liegen wir so ziemlich im Schnitt Europas, wo laut Süddeutschen Zeitung Mitte September ebenfalls nur 10 Prozent in die Werkstätten gebracht wurden:  500.000 von 8,5 Millionen.

Warum zieht sich die Reparatur der Manipulation so in die Länge? Von VW ist keinerlei Begründung zu hören, warum man den öffentlich angekündigten Terminplan jetzt doch nicht einhalten kann. Der Konzern verschanzt sich hinter einer Mauer des Schweigens und deutet eine Verlängerung ins Jahr 2017 nur an, anstatt sie offen zuzugeben. Damit folgt der Konzern in der Kommunikation dem bisherigen Muster: Zugegeben wird erst, wenn es nicht mehr anders geht.

Warum sich die technische Umrüstung in Europa verschleppt hat, liegt vordergründig auf der Hand: die Ingenieure aus Wolfsburg haben für verschiedene Auto-Modelle monatelang gebraucht, bis die deutsche Behörde, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), die vorgeschlagene technische Lösung akzeptiert hat. Beim Golf dauerte diese Freigabe-Prozedur fast ein halbes Jahr. Nach der Freigabe muss VW für jede einzelne Variation des Modells eigene Software-Variante anbieten. So ist zu erklären, warum ich für meinen Tiguan bereits seit Mai die Einladung zum Rückruf bekommen habe, während Bekannte mit Tiguan bis heute vergeblich auf den Brief warten. Hintergründig stellt sich die Frage,  ob VW oder das KBA überfordert sind oder  ob ein Update bei manchen Modellen einfach nicht zu schaffen ist. Bei einer weiteren Verzögerung tauchen rechtliche Fragen auf: Was, wenn VW nicht in der Lage sein sollte, den Mangel rechtzeitig oder überhaupt zu beheben?

Dass eingeladene Autohalter nicht sofort dem VW-Ruf folgen, hat sicher mehrere Gründe. Nicht jeder von uns hat Zeit und Lust, sein Fahrzeug extra abzustellen, sondern wartet auf den nächsten Servicetermin oder auf das Reifenumstecken. Manche hoffen  – so wie ich – dass mir VW  garantiert, was durch die Freigabe des KBA ohnehin gewährleistet sein sollte: dass mein Fahrzeug bei unverändertem Verbrauch, Motorleistung und Geräusch danach auf der Straße weniger Abgas (Stickoxid) ausstößt. Vor knapp zwei Monaten habe ich VW schriftlich um so eine Garantie gebeten. Dazwischen auch noch telefonisch die Option auf Antwort versprochen bekommen. Bisher leider ohne Erfolg.