VW: Info über NOX-Manipulation erstritten!

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Auf ganz genaue Zahlen legen sich die hochrangigen VW-Vertreter zwar nicht fest, da der tatsächliche NOX-Ausstoß auf der Straße stets vom individuellen Fahrstil und den Umgebungsbedingungen abhängt. Aber „größenordnungsmäßig“ wird bei meinem Tiguan-Modell (2 Liter, 103 kw/140 PS, Automatik, Diesel, 119,8 mg/km NOX,  6 Liter, 158 CO2, Abgasnorm EUR 5) der Grenzwert von 180 Milligramm pro Kilometer (mg/km) um den Faktor 3 bis 4 überschritten, formulieren die Techniker. Das ist also ein NOX-Ausstoß zwischen 540 und 720 mg/km.

Nach dem Update verringert sich der NOX-Ausstoß auf der Straße um 40 %, sinkt  also auf 324 bis 432 mg/km. Schmidinger: „Das Entscheidende ist, dass die überarbeitete Software das NOX-Verhalten auf der Straße gegenüber dem vorigen Zustand in der Größenordnung von 40 % reduziert.“

Beim Update wird mittels Software das Brennverfahren im Motor überarbeitet (Einspritzung, Drücke, Zeitpunkt der Einspritzung). Nach Entfernung der Schummel-Software wird es beim Tiguan nur mehr einen einzigen Fahrmodus geben und nicht mehr zwei (den „NOX-orientierten Modus 1“ und „komfort-orientierten Modus 2“), bestätigen die VW-Vertreter.

Wie sich der NOX-Ausstoß auf dem Prüfstand durch das Update ändert, können mir die Gesprächspartner aus Wolfsburg allerdings nicht sagen. „Da es von diesem Modell kein neues Auto mehr gibt, kann man keinen Vergleichswert machen“, meinen sie. Durch die Alterung verschlechtert sich der im Typenschein angegebene NOX-Ausstoß von 119,8 mg/km aber auf alle Fälle, wie bei jedem Auto. Gleichzeitig versichern sie, dass der Grenzwert von 180 mg/km auf dem Prüfstand auf alle Fälle eingehalten und der Typenschein auch nicht umgeschrieben wird.

Treibstoff-Verbrauch und  CO2 Ausstoß werden durch das Update nicht höher, bekräftigen die VW-Herren in der Telefonkonferenz. „Das war eine harte Vorgabe des deutschen Kraftfahrt-Bundesamts, CO2 Emissionen und Verbrauch nicht zu ändern“. Unter den 35.000 Fahrzeugen, an denen in Österreich bisher das Update durchgeführt wurde, gäbe es – bis auf eine einzige Ausnahme, die gerade untersucht werde – keine Kundenreklamationen über einen höheren Treibstoffverbrauch, beteuert Schmidinger.

Angesichts der in Aussicht gestellten wesentlichen Verbesserung beim NOX-Ausstoß auf der Straße, werde ich meinen Tiguan so rasch wie möglich zum Update geben. Ich habe schließlich ein großes Interesse daran, dass mein Fahrzeug so wenig wie möglich NOX ausstößt.

Doch im Laufe des Telefonats tut sich eine neue Problematik auf, die ich bisher nicht kannte: Nur bis zu 100.000 km müssen die Autohersteller für EUR 5 Fahrzeuge die Einhaltung des Grenzwertes von 180 mg/km garantieren. Bei meinem Tiguan, der schon stolze 94.000 km am Tacho hat, stellt sich die Frage, was dann? Vielleicht werde ich ihn doch noch verkaufen…

Auf jeden Fall werde ich den Treibstoffverbrauch nach dem Update genauer beobachten. Und meine Beteiligung an der VKI-Sammelaktion (und die holländische VW Car Stichting) ebenso aufrecht erhalten wie meine Beteiligung an der Klage gegen VW, die Rechtsanwalt Michael Poduschka in Österreich gegen VW Wolfsburg wegen Betrugs eingebracht hat. Man kann sich ja (mit einer Kostenbeteiligung von 90 Euro) über den VKI als Privatbeteiligte an diese Klage anhängen. Mindestens zwei Gerichte (Feldkirch und Linz) haben in erster Instanz klagenden VW-Kunden Recht gegeben und VW zum Rückkauf manipulierter Fahrzeuge verurteilt, wobei beide Urteile noch nicht rechtskräftig sind.