VW: Nachzipf für Behörde

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Im Bericht der Untersuchungskommission war der Zafira 1,6 l Euro 6 zwar in die Gruppe der stärksten Abweichler (Gruppe II) gereiht worden. Die Flensburger Behörde fand auch heraus, dass der Zafira auf dem Prüfstand erstaunlich niedrige 73,52 mg NOX ausstößt, während er auf der Straße stolze 719,96 mg/km in die Luft bläst. Das ist fast 10 Mal soviel (genau: 9,7 mal) als im Zulassungsschein angegeben. Als Grund dafür gab Opel gegenüber dem KBA an, dass die Abgasrückführung (AGR) und die SCR-Einspritzung nur bei Außen-Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius voll greifen würden. Unter 20 Grad werde AGR schrittweise zurückgeführt, unter 17 Grad die SCR-Einspritzung. Somit wird die Wirksamkeit des Emissionskontrollsystems im normalen Fahrzeugbetrieb reduziert – sprich zuviel NOX unter normalen Fahrbedingungen in die Luft gejagt. Beim AGR geht es nach Angaben von Opel um den Schutz von Bauteilen, beim SCR  um den Schutz des Abgasreinigungssystems und das Verhindern von schädlichen Ammoniak-Emissionen in die Umwelt.

Opel habe sich bereiterklärt, dieses System „bis an seine physikalischen Grenzen „ zu verbessern, heißt es im Bericht der Kommission. Opel werde ab Mitte 2016 die Kalibrierung der „Fahrzeuge im Feld“ zügig überarbeiten und verbessern. „Wenn der Hersteller die beabsichtigten Maßnahmen ergreift und das KBA sich von der Wirksamkeit überzeugt, würde der Verdacht auf eine unzulässige Verringerung der Wirkung des Emissionskontrollsystems aus Bauteilschutzgründen nicht weiter bestehen“, schreibt die Kommission auf Seite 100.

Die Deutsche Umwelthilfe fand bei ihren Untersuchungen beim Opel Zafira 1.6 l CDTi nicht nur eine einzige, sondern gleich vier verschiedene Arten von Abschalteinrichtungen, die dafür sorgen, dass die Abgasreinigung „zu weniger als 20 Prozent des Jahres überhaupt ordnungsgemäß funktionieren kann“. So wird die Abgasreinigung nicht nur ab 17 Grad (also 3 Grad unter 20 Grad) vollständig ausgeschaltet, sondern auch ab 33 Grad. Auch bei Geschwindigkeiten über 140 km/h pro Stunde wird die Abgasreinigung außer Kraft gesetzt sowie bei über 2.400 Motorumdrehungen pro Minute.

Aber selbst in dem Bereich zwischen 17 und 33 Grad, funktioniere die Abgasreinigung beim Zafira und beim Opel Astra nicht, fand die DUH heraus. Trotz zurückhaltender Fahrweise würde der Grenzwert (80 mg/km für Euro 6) bei diesen Fahrzeugen um das 5 bis 8,6 –fache überschritten. „Das Emissionsniveau der beiden Opelfahrzeuge auf der Straße ist erschreckend und durch keine technischen Gründe zu rechtfertigen“ sagt Axel Friedrich in einer Presseaussendung, der für das Emmissions-Kontroll-Institut der DUH die Messungen durchgeführt hat.

DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch hat dem Verkehrsministerium seine Prüfungsergebnisse übermittelt und fordert diesen auf, nach einer Überprüfung der Ergebnisse durch die Behörden, „umgehend einen Zulassungsstopp für alle Opel-Diesel-Pkw und Nutzfahrzeuge” zu verfügen.

Opel wehrt sich gegen diese Vorwürfe und trifft  diese Woche zum Gespräch mit Dobrindt zusammen.