Frauenlauf: Auf ins Prater-Stadion

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Ohne dröhnende Hubschrauber über der Stadt und ohne großspurige Straßensperren geht das  fröhliche Highlight über die Bühne. Frauen, Mädchen aus 90 verschiedenen Nationen laufen 5 oder 10 Kilometer, je nachdem. Kopftuchfrauen schwitzen neben Brautjungfrauen, ältere neben jüngeren, große neben kleineren, dünnere neben dickeren. Zwischen dem Einheits-T-Shirts Eigen-Kreationen im tiefsten Dialekt: „Jö san mir schnö“.

Ungewöhnliche Bilder gab’s zu bewundern: Männer mit Handtaschen auf ihren Schultern, winkende Kinder mit selbstgebastelten Schildern. Winkende Frauen bedanken sich klatschend bei den trommelnden Bands für die Unterstützung. Im Gegensatz zum City Marathon fabrizieren die laufenden Frauen keinen Wust an ausgetrunkenen Plastikflaschen auf der Laufstrecke. Fein säuberlich werden diese am Rande entsorgt. Überall Toiletten, aber kaum Gestank. Im Ziel gibt es neben der Medaille auch eine Rose.

Apropos Ziel. Frage an die perfekte Organisation:  Warum laufen wir eigentlich „neben“ dem Prater-Stadion ein und nicht ins Prater-Stadion hinein? Warum wird den Frauenlauf-Frauen vorenthalten, was die Marathonläuferinnen und – läufer beim Zieleinlauf in den Heldenplatz oder die Business-Läufer im Prater-Stadion selbstverständlich erleben dürfen: ein richtig erhebendes Gefühl, es geschafft zu haben? Den krönenden Abschluss vor großem Publikum so richtig zu genießen?

Wie wär’s damit liebe Frau Ilse Dippmann? Schließlich haben Sie es geschafft, den Frauenlauf Österreichs zu einem der drei Top Frauensport-Events der ganzen Welt zu machen. Sie haben sich in New York beim „NY Mini 10K“ die Inspiration dafür geholt und vor 27 Jahren damit in Österreich begonnen. Danke Ilse Dippmann dafür. Meine Tochter, damals ein Jahr, hat mich heute zum Frauenlauf animiert. Danke, meine Liebe, nächstes Jahr wieder!

Danke auch Katharine Switzer. Die Amerikanerin hatte es 1967 mit ihrem beherzten Protestlauf beim Boston Marathon geschafft, den Frauen den Zugang an Langstreckenläufen überhaupt zu eröffnen – bis dahin war das ja ein absolutes Tabu!  Switzer rief dann zusammen mit Fred Lebow den „NY Mini 10K“ ins Leben.

Das mit dem Stadion-Einlauf sollte wohl nicht so lange dauern…